Wolfgang Huste Polit- Blog

Die Tragik hinter Schumachers Unfall. Verantwortlich: Wolfgang Lieb

Donnerstag, 02. Januar 2014 von Huste

Der 7-fache Formel-1-Autorennweltmeister Michael Schumacher ist in den französischen Alpen bei einem Skiunfall verunglückt und hat sich dabei ein schweres Schädel-Hirn-Trauma zugezogen, sein Zustand ist nach Auskunft der behandelnden Ärzte stabil, aber nach wie vor kritisch.

Das wäre die Nachricht, wenn eine andere Person des öffentlichen Lebens Opfer eines Unfalls geworden wäre. Nicht so bei „Schumi“. Seit letztem Sonntag füllen Berichte über den Schumacher-Unfall teilweise bis zur Hälfte (bei RTL gar zu zwei Dritteln) die Nachrichtensendungen.
Fragen, die sich angesichts des Medienrummels stellen. Von Wolfgang Lieb

Focus sendet über Live-Ticker, Springers Welt füllt die ganze erste Seite und die Boulevard-Blätter sowieso. Selbst bei der FAZ ist der Unfall die erste Meldung auf Seite 1.

Die Bundeskanzlerin ist „außerordentlich (!) bestürzt“.

Auch ich habe ein Mitgefühl für Schumacher und seine Familie. Genauso wie ich ein Mitgefühl für die angeblich 3000 anderen Menschen habe, die während der Skisaison täglich Gehirnverletzungen erleiden. Ins Krankenhaus in Grenoble werden Verunglückte mit vergleichbaren Verletzungen im Stundentakt eingeliefert.

Werden alle genauso intensiv behandelt und betreut? Werden Spezialisten aus dem ganzen Land eingeflogen?

Sicher, Michael Schumacher ist prominent und das hat Nachrichtenwert, aber ist deshalb eine öffentliche Aufmerksamkeit angemessen, die größer ist, als wenn – sagen wir mal – der Papst oder der amerikanische Präsident oder ein Nobelpreisträger einen tragischen Unfall erlitten hätten. Der Nachrichtenwert scheint jedenfalls höher als der Anschlag in Wolgograd, bei dem vierzehn Menschen getötet wurden.

Ist es wirklich um so viel tragischer, wenn jemand verunglückt, der mit einem technisch überlegenen Rennwagen auf Rundkursen ein paar Sekunden schneller fährt als andere und dafür – laut Bild – 600 Millionen Euro und jährlich immer noch 10 Millionen von Mercedes Benz kassiert hat und aus Steuergründen in die Schweiz geflüchtet ist, als wenn ein Mensch wie Du und ich einen Unfall erleidet oder wenn irgendwo in der Welt jemand an Hunger stirbt?

Natürlich ist es so, dass einem ein Unglück eines Menschen näher geht, wenn man ihn kennt oder wenn er einem auch nur medial tausendfach präsentiert wurde. Aber nehmen wir wirklich Anteil am Schicksal eines Komapatienten? Sind „wir“ denn nun auch noch Komapatient?

Ist es nicht vielleicht so, dass hier vermeintliche oder tatsächlich Prominente von der Prominenz eines Berühmten profitieren wollen? Prominente bemitleiden sich sozusagen gegenseitig und wollen sich gerade damit von der Masse abheben?

Werden damit nicht gerade diejenigen, die nicht auf der Sonnenseite leben und die ihre Sehnsüchte auf Michael Schumacher projiziert haben, von ihrem Mitgefühl von Menschen weggeführt, die eben nicht in der Medien- und Sensationswelt „verkauft“ werden, sondern womöglich sogar in ihrer unmittelbarer Nachbarschaft dahinvegetieren?
Ist das nicht die Tragik hinter Schumachers Unfall?

Aus einem Unglück eines Prominenten könnten Lehren für Nicht-Prominente gezogen werden und das würde jeden Medienaufwand legitimieren, doch ist dieser aufklärerische Aspekt allenfalls ein untergeordnetes Beiwerk des derzeitigen Medienrummels?

Geht es hier nicht eher schlicht um Schau- oder Sensationslust als um Anteilnahme?

Auf Seiten der Medien also eher um Auflage, Einschaltquoten und Klicks zwecks Vermarktung?

Die Millionen von Fans von Michael Schumacher sind doch aus ihrem Alltag gerade auch mittels des Nervenkitzels des Spiels mit dem Tode bei den Autorennen entflohen. Warum also jetzt die Faszination, wenn ein ganz alltägliches Unglück auf einer Skipiste passiert?
Wird dadurch der Held wieder menschlich? Sollen wir daraus lernen, dass auch ein Millionen-Vermögen nicht vor Unglück schützt, dass wir in der Intensiv-Station also doch alle gleich sind?

Oder wollen die Massen vielleicht nicht einfach nur wieder „einkassieren“, was sie an Werbegeldern für Schumacher beim Einkauf der von ihm beworbenen Waren bezahlt haben?
Ist Schumi selbst im Unglück nur ein Werbeträger?

Ist Schumacher ein Nietzscher Zarathustra, ein Übermensch also, auf den man als Durchschnittsmensch Allmachtphantasien projizieren kann, die von dem Gedanken der Gleichheit und der Würde jedes einzelnen Menschen und damit von der Idee der Gerechtigkeit ablenken soll. Zählt ein schwer verletzter Promikopf wirklich mehr als alle anderen Köpfe?

Auch ich wünsche Schumacher, dass er wieder gesund wird. Aber das
wünsche ich auch jedem und jeder anderen auch.

Quelle: www.nachdenkseiten.de vom 02.01.14

Das ist der 2000ste Beitrag auf meiner Homepage!

 

 

Schlicht verharmlosend

Donnerstag, 02. Januar 2014 von Huste

Die innenpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Die Linke, Ulla Jelpke, nahm am Montag in einer Presseerklärung zur Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage zu Protesten und Übergriffen vor Flüchtlingsunterkünften (Drucksache 18/121) Stellung:

Nazis und Rassisten haben im vergangenen Jahr massiv vor Flüchtlingsunterkünften gehetzt und drohen allmählich eine Pogromstimmung heraufzuschwören. Nach drei Kundgebungen 2012 gab es allein bis Ende November 2013 18 Aufmärsche vor Flüchtlingsunterkünften. Diese waren keineswegs auf den Bundestagswahlkampf beschränkt, vielmehr fanden die meisten erst im Oktober und November statt. (…)

Deutlich gestiegen ist auch die Zahl rechtsextrem motivierter Delikte, bei denen eine Asylunterkunft Tatort oder Angriffsziel war: von 24 im Jahr 2012 auf 43 bis Ende November 2013.

Die Bundesregierung will keine Systematik bei der Mobilisierung gegen Flüchtlingsunterkünfte erkennen können. Das ist schlicht verharmlosend angesichts der Tatsache, daß eine Reihe hochrangiger NPD-Kader regelmäßig bei diesen Aufmärschen als Veranstalter bzw. Redner auftritt. (…)

Die Bundesregierung selbst geht davon aus, daß das Thema Asylpolitik im kommenden Jahr »zu einem zentralen Aktions- und Wahlkampfthema rechtsextremistischer Parteien werden« könne. Da darf man sich nicht in Beschwichtigung ergehen, sondern muß die Anstrengungen bei der Prävention gegen Rassismus und rechte Gewalt erhöhen. Dazu gehört eine bessere und langfristige Ausstattung der Projekte gegen Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus, aber auch der Verzicht auf rassistische Stammtischparolen etwa gegen den Zuzug angeblicher Sozialbetrüger.

Quelle: www.jungewelt.de vom 02.01.14

Schlagbaum runter. Kampagne gegen »Armutsmigration«: CSU will Festung Bayern schließen. Mit Hetze gegen Rumänen und Bulgaren in den Europawahlkampf. Von Sebastian Carlens

Donnerstag, 02. Januar 2014 von Huste

Seit dem gestrigen Mittwoch gilt auch für Bulgaren und Rumänen die sogenannte Arbeitnehmerfreizügikeit innerhalb der EU. Für die CSU Anlaß genug, eine Kampagne gegen »Armutsmigration« loszutreten, die mit einer herbeiphantasierten Überlastung der deutschen Sozialsysteme emotionalisieren soll: »Wer betrügt, der fliegt«, so der Slogan einer Beschlußvorlage der CSU-Landesgruppentagung in Wildbad Kreuth vom 7. bis zum 9. Januar. Mit »Gute Heimreise« hatte bereits vor Jahren die neofaschistische NPD gegen Migranten gehetzt.

Hunderttausende verarmte Osteuropäer, auf dem Wohlstandstreck nach Deutschland? Mitnichten. Der aktuelle Bericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) entlarvt die Phrasen der Christsozialen. Im Jahr 2014 sei nur mit einer mäßig wachsenden Zuwanderung aus Rumänien und Bulgarien zu rechnen, faßte die Nachrichtenagentur dpa am Mittwoch die IAB-Zahlen zusammen. Für das abgelaufene Jahr gehen die Wissenschaftler von einer sogenannten Nettozuwanderung von 70000 Personen aus. Zur Jahresmitte 2013 hätten rund 60 Prozent der Bulgaren und Rumänen im erwerbsfähigen Alter in Deutschland eine Arbeit gehabt. Rund zehn Prozent der Zuwanderer aus diesen osteuropäischen Staaten seien zu diesem Zeitpunkt auf Hartz-IV-Bezug angewiesen gewesen; dieser Wert liegt nur knapp über dem gesellschaftlichen Mittel von 7,5 Prozent. In strukturschwachen Kommunen wie Duisburg, Dortmund und Berlin konzentrierten sich zwar die sozialen und wirtschaftlichen Probleme, 60 bis 70 Prozent der aus den beiden Ländern stammenden Menschen seien dort erwerbslos. Doch sie bezögen auch keinerlei Sozialleistungen. Der Kollaps der Sozialsysteme wird also auf sich warten lassen.

Doch am 25. Mai wird das Europaparlament gewählt, dafür schießt sich die CSU bereits jetzt ein. Nach dem Erfolg der »Alternative für Deutschland« (AfD), die bei der Bundestagswahl mit 4,7 Prozent der Wählerstimmen nur knapp den Einzug ins Parlament verpaßte, geht es darum, diese Konkurrenz auszustechen. Die Unionsparteien übertrumpfen also entsprechende populistische Forderungen derart, daß rechts von ihnen kein Platz mehr bleibt.

Passend dazu kündigte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) in der Welt (Donnerstagsausgabe) für 2014 mehr verdachtsunabhängige Personenkontrollen im tschechischen Grenzgebiet an. »International agierende Banden und reisende Tätergruppierungen nutzen auch in Bayern die Freiheit des zusammenwachsenden Europas zunehmend für ihre kriminellen Machenschaften«, so Herrmann. Also Schlagbaum runter vor der Festung Bayern: »Der Zustand, daß man sich durch Betrug Sozialleistungen erschleicht und nach einer Ausweisung wieder einreisen kann, muß beendet werden«, sekundierte CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt im gleichen Blatt – und vergaß vor lauter Furor glatt das Schengen-Abkommen.

Eine Zeitungsente der Bild vom 30. Dezember über Kürzungen der Kindergeldbezüge von »Armutszuwanderern aus Rumänien und Bulgarien« übernahmen derweil die Agenturen AFP, Reuters und dpa ungeprüft, kritisierte der Medienjournalist Stefan Niggemeier am Dienstag auf seiner Webseite. Nach den EU-Regeln sei dies allerdings sowohl rechtlich als auch sachlich nicht möglich, hatte das Bundesfamilienministerium schon vor Wochen klargestellt.

Zu einer Hetzkampagne gehören Opfer, die sich nicht wehren können, Verzerrungen und gut verteilte Rollen. Die Sozialdemokraten mögen sich daher über die CSU aufregen – aber erneut in die Regierungsverantwortung gehievt hat diese bayerische Rechtsaußen-Regionalpartei erst die SPD.

Quelle. www.jungewelt.de vom 02.01.14

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