Die Rechte der Frauen müssen auf der Straße erkämpft werden. Daran hat sich seit über 100 Jahren nichts geändert. Ging es Clara Zetkin und Rosa Luxemburg noch um das Wahlrecht, sind die Probleme heute andere. Der Prozeß der Emanzipation dauert an, Gleichstellung ist längst nicht verankert. Allzu oft wird mit hohler Begrifflichkeit hantiert, die reale Diskriminierung kleingeredet. Der Internationale Frauentag darf nicht zum Ritual verkommen und bürgerlicher Reaktion überlassen werden. Klar, immer mehr Frauen sind in Deutschland berufstätig. Doch für welchen Preis? Prekäre Beschäftigung, Minijobs, patriarchale Hierarchien – das ist die alltägliche Ausbeutung, der Frauen unterworfen sind. Ein verfestigtes Gefüge, an dem nicht nur gerüttelt werden muß, es sollte endlich einstürzen. Eine am Freitag veröffentlichte Forsa-Umfrage im Auftrag der IG Metall besagt: 78 Prozent der Befragten bejahen, daß Frauen nicht »voll und ganz gleichgestellt« sind. »Der hohe Beschäftigungsgrad der Frauen in Deutschland ist ein Bluff«, erklärte das IG-Metall-Vorstandsmitglied Christiane Benner.
Erschreckender noch sind die Ergebnisse einer aktuellen EU-Studie. Ein Drittel aller Frauen in der EU hat demzufolge seit ihrer Jugend mindestens einmal körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt. Die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes beklagt zudem die »katastrophale Rechtslage vor allem bei sexualisierter Gewalt« in Deutschland. Weniger als ein Prozent der Täter werde verurteilt.
Millionen von Mädchen und Frauen weltweit können nicht selbst über ihre Sexualität, über Verhütung und Fortpflanzung bestimmen. Ausgehebelt ist ein grundlegendes Menschenrecht, die Unterdrückung allgegenwärtig. Ein breites Bündnis ruft für den 8. März um 13 Uhr zur Demonstration in Berlin-Gesundbrunnen auf. Die beteiligten Initiativen wollen eine neue feministische Offensive organisieren. Das ist bitter nötig. Denn der Frauentag muß mit Leben erfüllt sein. Nur so läßt sich überwinden, was allzu viele für selbstverständliche Gegebenheit halten. (mme)
« Wer gab den Schießbefehl? Abgehört und ins Internet gestellt: Telefongespräch zwischen dem estnischen Außenminister Urmas Paet und der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton – Asylrecht weiter ausgehöhlt. Jeder dritte Flüchtling in Deutschland kommt aus einem anderen EU-Staat. Das »Dublin-System« versagt – und erweist sich dennoch als unmenschlich. Von Ulla Jelpke »
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