Natürlich hat Israel das Recht auf Selbstverteidigung. Gegen die sinnlose Ballerei der Hamas und anderer Widerstandsgruppen. Unter anderem durch die perfekte Flugabwehr »Iron Dome«. Aber Israel hat kein Recht darauf, Hunderte von Häusern dem Erdboden gleich zu machen, ganze Familien auszulöschen, Behindertenheime zu bombardieren, spielende Kinder am Strand und auf Dächern mit Raketen zu töten und Strandcafés in die Luft zu sprengen, in denen Jugendliche sich die Fußballweltmeisterschaft anschauen wollten. Gaza ist die Hölle auf Erden.
Netanjahu hat angekündigt, er werde die Hamas massiv schwächen. Doch er schwächt oder zerstört nicht die Hamas, sondern Gaza und seine Menschen. Völkerrechtlich sind die Bombenmassaker in Gaza Kriegsverbrechen. Keine Selbstverteidigung. Man darf ein Volk nicht kollektiv bestrafen. Das lernt ein Jurastudent in den ersten Semestern.
Am Donnerstag waren wir im israelischen Aschkelon. Einem der drei Hauptangriffsziele der palästinensischen Raketen. Der schwerste materielle Schaden, den Aschkelon nach Aussagen jüdischer Bürger im Krieg erlitten hatte, war die Zerstörung einer Gartensauna. Wir haben sie selbstverständlich besichtigt. Ich sehe und höre mir immer beide Seiten an. An anderen Orten Israels soll es allerdings auch schwerere Beschädigungen gegeben haben.
Nur ein minimaler Prozentsatz der zum Großteil selbst gebastelten Raketen aus Gaza durchdringt den »Iron Dome«, die sensationelle Raketenabwehr Israels. Netanjahu weiß das genau. Doch aus innenpolitischen Gründen erzeugt er trotzdem im eigenen Land eine fast groteske Angstpsychose. (…)
Noch in Tausenden von Jahren wird man sich die Geschichte der Gefangenen von Gaza erzählen. Dieses gedemütigten und entrechteten kleinen Volkes, das von einem benachbarten Herrenvolk in einem großen Käfig gehalten wurde. Dem das Herrenvolk den Strom abdrehte, wann es ihm gefiel. (…) Ewig wird man über die Schande von Gaza sprechen. Über die herablassende, respektlose Unterdrückung und Demütigung seiner Bevölkerung durch den Nachbarn Israel. Über das Versagen der Weltöffentlichkeit angesichts ihrer Behandlung als Menschen dritter Klasse. Jean Paul Sartre würde sagen als »Halbaffen«. (…) Jede Minute denke ich an die Menschen in Gaza, an die Verdammten dieser Erde. Am liebsten würde ich gleich wieder zu ihnen hinfahren.
« Massenflucht in Gaza. Israel fordert eine Viertelmillion Palästinenser auf, ihre Häuser zu verlassen, um sie zerstören zu können. Publizist Todenhöfer kritisiert Kriegführung und Medienberichterstattung. Von Rüdiger Göbel – Kritik an der israelischen Regierung ist kein Antisemitismus! Von Wolfgang Huste »
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