Wolfgang Huste Polit- Blog

Der Laacher See ist krank

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Dringender Handlungsbedarf am Laacher See

22.07.2010, 14:50 Uhr | DDP

Maria Laach (ddp-rps). Idyllisch erstreckt sich der Laacher See zwischen den Wäldern und Wiesen in der Vordereifel. Die Benediktiner-Abtei Maria Laach liegt an seinen Ufern, Surfer und Segler tummeln sich auf dem Wasser. Der See ist das größte Naturschutzgebiet im Norden von Rheinland-Pfalz und ein Anziehungspunkt für Touristen. Doch was auf den ersten Blick nach intakter Natur aussieht, erweist sich einige Meter unter der Wasseroberfläche als problematisch: Der Laacher See ist krank. Seit Jahren ist die Wasserqualität schlecht, Landwirtschaft und Umwelteinflüsse setzen dem Gewässer zu. Hoffnung auf schnelle Besserung können Behörden und Umweltverbände derzeit nicht machen. Ein Gutachten der Technischen Universität (TU) Kaiserslautern soll jetzt bei der Diagnose helfen.

Das Problem haben die Wissenschaftler bereits seit einiger Zeit identifiziert. Der Phosphorgehalt im Wasser sei zu groß, das bringe das Ökosystem des Sees durcheinander, sagt der zuständige Referent der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord in Koblenz, Thomas Lenhart. Woher der Stoff aber genau kommt, ist laut Lenhart unklar. Und auch das Gutachten der TU Kaiserslautern liefert allenfalls Indizien.

Im vergangenen Jahr gab es eine heftige öffentliche Diskussion um den Zustand des Sees. Dem Pächter der landwirtschaftlichen Flächen der Abtei wurde vorgeworfen, mit einer zu intensiven Viehhaltung rund um den See die Wasserqualität zu schädigen. Er soll gar illegal Gülle in das Naturschutzgebiet eingeleitet haben. Ein entsprechendes Ermittlungsverfahren wurde jedoch gegen Zahlung einer Prozesskostendeckung eingestellt.

Die vom Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht (LUWG) in Auftrag gegebene Studie der TU Kaiserslautern sieht in der Rinderhaltung nicht die Hauptursache für die Verschmutzung. „Die Ackerflächen haben einen größeren Einfluss als die Viehhaltung“, sagt LUWG-Sprecher Peter Loch. Außerdem sei die Viehdichte rund um den See heute geringer als früher, fügt Loch hinzu.

Eine Einschätzung, die Lenhart teilt: „Auf den Feldern gibt es häufiger Erosionsprozesse, und die Stoffe bewegen sich schneller ins Wasser als von Weideflächen“, erläutert er. Der Phosphor komme also vermutlich mehr von den Äckern. Doch ob die Felder, auf denen nach Angaben der SGD nicht übermäßig gedüngt werde, schuld an dem schlechten Zustand des Sees sind, sei längst nicht sicher.

SGD-Referent Lenhart sieht einen weiteren Faktor in der Bodenbeschaffenheit rund um den See. „Der Phosphorgehalt ist in den vulkanischen Böden immer sehr hoch“, sagt er. Um die Prozesse genauer nachzeichnen zu können, seien weitere Analysen notwendig. Dazu gehöre eine umfassende Untersuchung der benachbarten Bäche. Dort könne sichtbar werden, wie stark die Einflüsse von Landwirtschaft und vulkanischen Böden sind, sagt Lenhart.

Das alles braucht aber Zeit und die Zusammenarbeit aller Protagonisten am See. „Wir müssen schauen, wie wir die Situation auch gemeinsam mit den Landwirten verbessern können“, sagt Lenhart. Bisher seien die Gespräche immer konstruktiv gewesen. Die Prognose fällt trotzdem verhalten aus: „Es kann 12 bis 20 Jahre dauern, bis der See wieder gute Qualität hat“, schätzt der SGD-Experte.

Für den rheinland-pfälzischen Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) darf das allerdings kein Grund für einen Stillstand der Rettungsbemühungen sein. Der BUND hatte schon früh gefordert, den Viehbestand am See zu reduzieren. Dies müsse nun auch kontrolliert werden, sagt BUND-Vorstandsmitglied Bernhard Braun. „Das Buch Laacher See darf jetzt nicht zugeschlagen werden. Es gibt weiter einen dringenden Handlungsbedarf“, sagt Braun.

Dieser Beitrag wurde am Donnerstag, 22. Juli 2010 um 18:12 Uhr veröffentlicht und wurde unter der Kategorie Blog abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS-Feed verfolgen.

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2 Comments

  1. Hier hilft nur eine Radikalkur. Keine Viehaltung, die näher als einen Kilometer an den See heranreicht. Kein Einleiten von verschmutzten Gewässern in den See.

    Comment: Wolfgang Huste – 22. Juli 2010 @ 19:37

  2. Woher kommt der Phosphor im Laacher See?

    Bevor wieder andere Versuche zur Beantwortung dieser Frage gemacht werden, sollten die Damen und Herren vom „Runden Tisch“ einfach die 60-seitige Akte der Polizei lesen (wenn sie nicht bereits im Schredder gelandet ist).
    Wenn Schmutz unter den Teppich gekehrt wird, ist er zwar nicht mehr sichtbar, aber immer noch da.
    Ich wünsche mir, dass die, welche die Wahrheit kennen, die angeblichen „Lügner“ abends in ihr Gebet einschließen, damit diese nicht von ihrem Glauben an Kirche und Politik abfallen.

    Comment: Renate Klein – 28. April 2013 @ 12:38

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