Wolfgang Huste Polit- Blog

Nach oben buckeln, nach unten unsolidarisch treten. Ein „Markenzeichen“ von rechtsradikalen Parteien

Mittwoch, 09. Oktober 2024 von Marion

Was ist nahezu ein „Markenzeichen“ von Rechtsradikalen? Nach unten treten, in Richtung der Ärmsten der Armen und nach oben feige buckeln. Die AfD hat zum Beispiel kein Problem damit, von Millionären und Milliardären „Spenden“ anzunehmen. Sie ist auch gegen die Erhöhung des Bürgergeldes, gegen eine Spekulationssteuer, gegen eine Mietpreisbremse, gegen eine Millionärssteuer, gegen die Erhöhung des Mindestlohnes, gegen eine Erhöhung der Erbschaftssteuer bei großen Vermögen und sie ist für eine Rente ab 70. Mit dem „kleinen Mann“, mit der „kleinen Frau“ hat diese Partei so viel am Hut wie ein Pinguin mit einem Fahrrad. Was mich besonders schmerzt: Dass auch Arbeiter*innen diese blau- braune Partei wählen. Zur Freude der herrschenden Klasse, der meisten Millionäre und Milliardäre, von konservativen bis reaktionären Wirtschaftsverbänden. Denn nicht sie stehen im Fokus der blau – braunen Partei und ihren „Fans“, sondern geflüchtete Menschen, Obdachlose, Bettler, Behinderte, Sozialisten, Radikaldemokraten, Kommunisten und queere Menschen. Kurz: Alle, die nicht in die enge und braune, spießige Nussschalenwelt der Blau – Braunen passen. Schlimm und gefährlich zugleich ist die Tatsache, dass auch die „bürgerlichen“ Parteien auf den Zug aufspringen und diesem Zug hinterherhecheln, in dem sie die schon jetzt rigiden und repressiven Sondergesetze gegen flüchtende Menschen noch weiter verschärfen, mit der fatalen Hoffnung, so die Bevölkerung zu beruhigen und um dadurch der blau – braunen Partei Stimmen abzuluchsen. Diese Rechnung geht nicht auf wie es die letzten Wahlergebnisse beweisen. Diese unsägliche Partei hat weiter prozentual zugelegt. Fatal ist dieser Opportunismus der bürgerlichen Parteien auch deshalb, weil dadurch der allgemeine Rechtsruck noch weiter befeuert wird. Wir brauchen eine politische Feuerwehr die das braune Flämmchen löschen, bevor es wieder einmal zu spät dafür ist. Statt dessen geben sie den Brandstiftern „Benzin“ , betätigen sich hier und da als Mauerspechte, in dem sie die sogenannte „Brandmauer“ löchrig machen, nur um an der Macht zu bleiben.

Nicht flüchtende Menschen bekämpfen, sondern die Fluchtursachen

Donnerstag, 20. Juni 2024 von Huste
Menschen fliehen oftmals unter Lebensgefahr vor Kriegen, vor der Möglichkeit zu verhungern, oder zu verdursten, vor Folter, politischer Verfolgung und vor bitterster Armut. Zukünftig werden Menschen auch verstärkt vor Naturkatastrophen, vor der weltweiten Klimakatastrophe, extremer Hitze und Wassermangel fliehen. Diese Menschen kommen keineswegs wegen eines mickrigen Mindestlohnes oder des Bürgergeldes nach Europa. Man sollte nicht die Opfer drangsalieren, in dem man auf die Schwächsten der Schwachen tritt, sondern in Richtung derer, die für die von mir skizzierten Uebel verantwortlich sind. Daraus wird ein Schuh.
Was den Rechten fehlt ist eine internationalistische, statt einer egoistischen, nationalistischen und hedonistischen Denk- und Handlungsweise. Kein geflüchteter Mensch nimmt Dir Deine Rente, Deine Wohnung, Deinen Job oder Dein Bürgergeld weg. Kein geflüchteter Mensch plündert Dein Konto, ist für steigende Lebensmittelpreise, für steigende Mieten, für ein marodes Gesundheitssystem, für marode Schulen, Straßen, Brücken usw. verantwortlich. Da hatten wir schon weit vor 2015 entsprechende Probleme.
Wir hätten eine andere, bessere Politik, wenn diejenigen, die geflüchtete Menschen als Bedrohung ansehen, sich genauso engagiert gegen die AfD oder andere Rechtsradikale positionieren würden und gegen Millionäre und Milliardäre, die Steuerhinterziehung betreiben, die Schwarzgeld ins Ausland transferieren, die unverschämt niedrige Hungerlöhne zahlen, die Massenentlassungen zu verantworten haben usw.. Die meisten Deutschen wählen AfDCDUCSUFDP, statt Die Linke. Vorwiegend sind das Werktätige mit einem falschen Klassenbewusstsein. Es sind Menschen, denen man täglich einredet, dass nicht die Kapitalisten und deren Lobbyparteien das eigentliche Problem sind, sondern geflüchtete Menschen.
Früher hatten die Juden diese Sündenbockfunktion inne, heute sind es Menschen, die nach Europa fliehen, genauer: Nordafrikaner, Muslimas und Moslems. Solidarität sollte internationalistisch und antikapitalistisch sein, nicht national. Solidarität sollte auch unabhängig sein von Hautfarbe, Herkunft oder dem finanziellen Status. Wir haben angeblich nicht genügend Geld für die Rettung der geflüchteten Menschen? Geld gibt es wie Dreck! Das Geld wurde weder verbrannt, noch befindet es sich auf dem Mond. Das Geld befindet sich konzentriert in privaten Taschen.
Die meisten Menschen tolerieren Reaktionäre, Rechtsradikale, Rassisten, Ausbeuter, Milliardäre und Militaristen, die sich für die Aufrüstung stark machen. Oder sie tolerieren, dass Milliarden für die Rettung von Banken und Konzernen ausgegeben werden. Aber bei der Rettung von armen, geflüchteten Menschen hört bei vielen die Toleranz auf. Warum eigentlich? Der Klassenfeind befindet sich nicht unten. Er ist ganz oben angesiedelt. Früher wussten das die Werktätigen.

War Gott sich nicht selbst genug, oder warum erschuf er sich den Menschen? Von Wolfgang Huste

Samstag, 03. September 2022 von Huste
Wenn ein personifizierter Gott existiert, dann stellen sich mir zahlreiche Fragen. Was motivierte Gott die Menschen zu erschaffen? War er sich nicht selbst genug? Suchte er den allgemeinen Dialog? Was können wir Menschen einem allwissenden Gott Bedeutungsvolles sagen, oder gar beibringen? Wäre es nicht sinnvoller, wenn Gott gleichwertige Gesprächspartner kreiert hätte, statt Menschen, unter denen die Dummen häufiger anzutreffen sind als die Schlauen? Was gab ihm den Impuls so zu handeln wie er laut Bibel handelte? Hat er sich als einsamer Gott zuvor gelangweilt? Falls ja: Wie lange lebte er zuvor ohne eine belebte Welt? Suchte er mit Hilfe seines gigantischen Schöpfungswerkes, das laut Bibel nur in sieben Tagen ausgeführt wurde, die Unterhaltung im Sinne einer allgemeinen Abwechslung, eine sinnvolle Betätigung oder nur Zerstreuung, weil das zuvor herrschende absolute Nichts ihn auf Dauer langweilte?
Wenn der Mensch nach Gottes Ebenbild geschaffen wurde, dann müsste Gott sehr vielseitig sein, was seine Hautfarbe, sein jeweiliges Aussehen und seinen Charakter angeht. Oder gehört zum „Ebenbild Gottes“ nur die Phänoebene, also die äußeren Erscheinungsbilder der Menschen? Wenn sich aber auch der menschliche Charakter in Gott widerspiegelt, dann ist Gott janusköpfig, dann ist er sowohl äußerst aggressiv, regelrecht böse und andererseits auch gütig, letztendlich also sehr widersprüchlich handelnd. Wenn Gott sich in uns spiegelt, dann wechselt sein Charakter zwischen den Eigenschaften von Massenmördern (hierbei denke ich nicht nur an Auschwitz, aber auch) und Albert Schweitzer. Wie kommt er damit klar, wer steht neben ihm, der ihn auf solche vermeidbaren Widersprüche hinweist? Und wenn Gott allwissend ist, in die Zukunft blicken kann, aber auch in die tiefe Vergangenheit: lernt er dazu? Wenn ja: Warum korrigiert er dann nicht seine Fehler? Oder ist all das Schreckliche in der Welt in seinem Sinne?

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Faschismus. Eine Option innerhalb der Gesellschaftsformation Kapitalismus. Von Wolfgang Huste

Sonntag, 20. Februar 2022 von Huste

Eine oeffentlich und breit geführte, echte, radikale Aufarbeitung des historischen, deutschen Faschismus, also eine Aufarbeitung, die bis an die Ursache, an die Wurzel des Faschismus reicht, gab es in Deutschland zu keiner Zeit. Bis heute nicht! Der deutsche, historische Faschismus wird immer noch primär auf den Hitlerismus reduziert, auf seine Phaenoebene, also auf seine bekannten, aeusseren, sichtbaren Erscheinungsbilder des damaligen Faschismus, insbesondere auf den staatlicherseits organisierten und legitimierten Massenmorden an Juden, auf die allgemeine „Henkerbeilmentalitaet“. Die anderen massenhaften und ebenfalls staatlicherseits legalisierten und ausgeführten Verbrechen, zum Beispiel an Sinti, Roma, Sozialisten und Kommunisten, an Gewerkschafter, an sogenannten „Asozialen“, werden in den Medien, in den Schulen, signifikant seltener vertiefend erörtert, wenn überhaupt.

Was ebenfalls nicht breit in der Öffentlichkeit, in den Medien, erörtert wird ist die Tatsache, dass unter recht genau definierten, gesellschaftlichen und ökonomischen Bedingungen der Faschismus für die Kapitalistenklasse, für die herrschende Klasse, eine Option sein kann, wenn auch eine sehr riskante, wie man es sehr anschaulich anhand den konkreten Auswirkungen des damals real existierenden Faschismus an der Macht sehen konnte. Kapitalismus und Faschismus sind insbesondere in politischen und ökonomischen Krisenzeiten wie Geschwister. Faschisten griffen und greifen den Kapitalismus nur verbal an, sprechen eher diffus und verbalradikal vom „System“, ohne aber eine klare antikapitalistische Haltung einzunehmen. Letztendlich bekaempfen die Faschisten die Gesellschaftsformation Kapitalismus nur zum Schein, aber mit ganzer Kraft Sozialisten, Kommunisten, engagierte Antifaschisten, Radikaldemokraten, sogenannte „Gewerkschaftsbonzen“ und alle anderen Menschen, die sie für Linke halten, oder die nicht in ihre enge, spiessige, braune und rassistische, kleine Nussschalenwelt passen. Sie treten weit eher und öfter nach unten, selbst auf Obdachlose, auf Einzelne, reden von internationalen (Welt- ) Verschwörungen, wettern gegen ein imaginisiertes Finanzjudentum, lassen aber eine radikale Kritik an der Gesellschaftsformation Kapitalismus aussen vor, ganz zur Freude der Kapitalistenklasse, denn auch sie sind keine Freunde der Sozialisten, Kommunisten, Radikaldemokraten, von Gewerkschaften, von libertaer und nicht nur liberal eingestellten Menschen. Auch sie fördern und bejahen die Staatsdoktrin Antikommunismus/Antisozialismus. (more…)

Kollektivaussagen sind ungerecht und nicht zielführend. Von Wolfgang Huste

Freitag, 22. Januar 2021 von Huste

Tatsache ist, dass weder Polizisten, Berufssoldaten, Richter, Staatsanwälte noch Beamte per se die besseren Menschen sind. Auch in diesen Berufen gibt es leider Faschisten, Rassisten und Antisemiten. Die sind aber eher in der Minderheit – und das ist gut so! Sorgen wir gemeinsam dafür, dass sie auch eine Minderheit bleiben, oder besser: Dass sie gegen demokratisch gesinnte Menschen ausgetauscht werden.

Kollektivaussagen, das negative Labeln einer Berufsgruppe, ist nicht zielführend. Kollektivbestrafungen sind in Deutschland verboten. Auch das ist gut so. In Deutschland kann man nur für eine konkrete Straftat belangt werden. Wir sagen ja auch nicht: „Der Metzger XY hat vergiftetes Fleisch verkauft. Demnach verkaufen alle Metzger vergiftetes Fleisch!“

In unserer Partei sind nahezu alle Berufe vertreten, demnach auch Polizisten, Soldaten und Richter mit einer dezidiert antifaschistischen, antirassistischen, radikaldemokratischen, sozialistischen und demnach fortschrittlichen Gesinnung. Diese Polizisten, Richter und Beamte wären zu Recht beleidigt, wenn man sie allesamt, also undifferenziert, als „Bullen“ oder gar als „faschistoide Person“ labelt und damit auch beleidigt.

Ein Staat ohne eine demokratisch strukturierte Polizei, ohne demokratisch und demnach antirassistisch gesinnte Richter, Beamte, wäre nur zum Vorteil von Verbrechern. Für mich sind auch Faschisten, Rassisten und Antisemiten Verbrecher im Geiste (zumindest das) und oftmals auch in der Tat.

Faschisten und Rassisten widerständig begegnen, auch auf der kommunalen Ebene! Von Wolfgang Huste

Samstag, 09. Januar 2021 von Huste
An alle demokratisch gesinnten RatsvertreterInnen: Es kommt immer häufiger vor, dass Demonstrationen/Aktionen, die von Rechtsradikalen angemeldet werden, gegenüber den Medien und der Öffentlichkeit, meistens auch gegenüber den RastvertreterInnen selbst, geheim gehalten werden, mit der sinngemäßen Begründung: „Was die BürgerIn nicht weiß, macht ihn/sie nicht heiß.“.
Man verspricht sich durch diese neue „Taktik“ (die bundesweit auf dem Vormarsch ist!), dass kein ziviler, demokratischer Widerstand gegen die Aufmärsche der Faschos und Rassisten „vor Ort“ aufkommen kann und die Aufmärsche der Faschos (so die Theorie der BefürworterInnen dieser „Taktik“) ins leere laufen. Untersuchungen belegen aber, dass Faschos es weit eher als Bestätigung, als allgemeine Zustimmung auffassen, wenn BürgerInnen zuhause bleiben, statt gegen den braunen Sumpf zu demonstrieren. Es tritt also der umgekehrte Fall ein: Faschos werden zukünftig ohne einen zivilen Widerstand „von unten“ noch dreister, noch aggressiver. Die Fakten sprecher dafür, dass es so ist! Und seit Jahrzehnten kann beobachtet werden, dass hier und da ein Amtsgericht diesen oder jenen Faschoaufzug gerichtlich verbietet- aber die nächst höhere Gerichtsinstanz nahezu reflexhaft ein entsprechendes Urteil wieder zugunsten der Faschos aufhebt.

Trump – alles andere als ein Friedensstifter.

Samstag, 09. Januar 2021 von Huste
Insbesondere Trump Fans verbreiten die falsche Legende, Trump sei so eine Art Friedensstifter. Dem ist nicht so. Eine treffende Kritik von Inge Höger dazu, schon im letzten Jahr im November geschrieben:
„Trump hat kurz nach seiner Wahl 2016 die Mutter aller Bomben* auf Afghanistan abwerfen lassen und in seiner Regierungszeit wurde der Bombenkrieg in Afghanistan massiv ausgeweitet.
Trump setzte das Atomabkommen mit dem Iran aus und hätte gerne einen Krieg gegen den Iran angezettelt. Er hat dafür gesorgt, dass die US-Militärbasen im Pacifik weiter ausgebaut wurden und einen Wirtschaftskrieg gegen China begonnen.
Während seiner Regierungszeit stagnierten die US-Reallöhne, wärend den Reichen Steuern gesenkt wurden und das Haushaltsdefitzit sich verdoppelte. Und während der Corona-Pandemie stieg die offizielle Arbeitslosigkeit auf die Rekordmarke von 14,7 %, im September liegt sie noch bei 7,9 %, wobei sie real viel höher ist.
Sowohl Trump als auch Biden sind gegen Medicare für alle, obwohl 75 % der US-Amerikaner*innen dies wollen. Und auch Biden hat sich gegen einen Green New Deal gestellt und ist für America first. Business as usuell.“
* GBU 43B,  Codename „Moab“ für Mother of all bombs = Mutter aller Bomben

Deutlich Haltung zeigen gegen Faschisten, Rassisten und Antisemiten. Das ist die beste Faschismusprophylaxe! Von Wolfgang Huste

Samstag, 09. Januar 2021 von Huste

Es ist die schweigende Mehrheit, es sind die irren und wirren Verschwörungsgläubigen, es ist das konservative Bürgertum, das lieber einen bequemen Sitzplatz auf einem Sofa einnimmt als einen unbequemen antifaschistischen Standpunkt. Es sind diejenigen, die auch gegenüber dem Bösen Toleranz einfordern und zugunsten der Bösen um Verständnis barmen. Es sind diejenigen, die sich aus allem heraushalten, die das Unrecht relativieren. Es sind die klammheimlichen Sympathisanten, die offen agierenden Blau – Braunen und es sind die Opportunisten und feigen Duckmäuser, die es ermöglichen, dass der Faschismus wieder an die Macht kommt. Es sind auch Strukturkonservative, Querfrontler und Reaktionäre, die einen ideologischen Nährboden schaffen, auf dem das Menschenfeindliche gedeiht. Spätestens jetzt sollte man widerständig und kämpferisch klare Haltung zeigen gegen Faschisten, Rassisten und Antisemiten. Täglich und überall! Antifaschismus ist Bürgerpflicht, Verfassungsauftrag und Menschenschutz zugleich!

Ist eine Kritik an der israelischen Regierung antisemitisch? Von Wolfgang Huste

Sonntag, 20. Dezember 2020 von Huste
Antisemitismus liegt dann vor, wenn man alle Israelis, also kollektiv, als reaktionäre, fanatische, Geld gierige Juden labelt, die an der Spitze einer Weltverschwörung stehen oder wenn man sie als Rasse mit negativen Eigenschaften labelt, obwohl man wissen sollte, dass es keine menschlichen Rassen gibt. Es gibt nur den Homo sapiens sapiens. Die israelische Gesellschaft ist keineswegs homogen strukturiert. Da gibt es auch Kommunisten und Sozialisten neben reaktionären und orthodoxen, religiösen Eiferern. Auch in Israel gibt es Mächtige und eher Ohnmächtige, Reiche und Arme. Auch in Israel wird gegen hohe Wohnmieten und steigende Lebensmittelpreise demonstriert. Es gibt Israelis, die sich für eine Zwei – Staaten – Lösung engagieren oder die Trinkwasserpolitik zum Nachteil der Palästinenser zu Recht kritisieren. All diese Kritik an der israelischen Regierung ist berechtigt, legitim, nicht antisemitisch. Und auch das ist richtig: Es gibt und gab orthodoxe, reaktionäre Zionisten, es gab und gibt aber auch Zionisten mit einer progressiven bis hin zu einer sozialistischen Gesinnung.  Zum Beispiel war Martin Buber ein Zionist. Aber er wollte einen Staat für Juden und(!) Araber gemeinsam.

Der Sozialistische Zionismus wurde von Nachman Syrkin, Ber Borochov, Chaim Arlosoroff und Berl Katznelson geleitet.
Ziel war die Schaffung einer landwirtschaftlichen Gesellschaft auf der Basis der Gleichheit aller Menschen, wobei die Gleichstellung der Frau eine bedeutende Rolle spielte. Die kapitalistische Wirtschaftsordnung und die Klassengesellschaft werden abgelehnt.

Friedhelm Grützner schreibt: „Die Zionisten waren ursprünglich säkular gesinnt und mehrheitlich „links“, während die antizionistischen Juden aus religiösen Motiven einen Staat Israel vor der Ankunft des Messias aus dem Hause David ablehnten.“

Einige Gedanken zum Friedensprozess zwischen Israelis und Palästinenser: Kadavergehorsam gegenüber einer Regierung, einer Partei, einer politischen Richtung, war in der Geschichte noch nie erstrebenswert. Verbrechen und Schuld wird nicht „vererbt“. Ein Verbrechen muss gesühnt werden, am konkreten Individuum, das Schuld auf sich geladen hat. Nicht jeder ist ein Verbrecher. Schuld ist demnach nie kollektiv, sondern immer konkret und differenziert zu ahnden, also am jeweiligen Individuum, das ein Verbrechen begangen hat. Demnach gibt es auch keine Blaupause, einen Blankoscheck, für Verbrechen oder für die Rechtfertigung einer kollektiv oder individuell begangenen Schuld, eines Verbrechens. Jede Relativierung eines Verbrechens sollte sich da von vornherein verbieten. Wir müssen Unrecht und insbesondere jedes Verbrechen gegen die Menschlichkeit ahnden, besser: möglichst im Nacendistadium verhindern. Es gibt keine kollektive Entschuldigung für Verbrechen gegen die Menschlichkeit, zu der auch Ausbeutung, die Unterdrückung von Menschen, Kriege, Terror und Rassismus  gehören. Objektiv, also nachweisbar, ist der Gaza- Streifen das größte Freiluftgefängnis der Welt, zum Nachteil der dort lebenden Palästinenser. Araber, Palästinenser, werden in Israel per Gesetzt als Menschen zweiter- und dritter Klasse behandelt, sie haben im Staat Israel faktisch weniger Rechte als andere. Dieser Zustand, der dem Völkerrecht und  den allgemeinen Menschenrechten widerspricht, muss beendet werden. Der Friedensprozess zwischen dem Staat Israel und den besetzten Gebieten muss wieder in Gang kommen. Die Ablehnung der Zwei – Staaten – Lösung werte ich als einen groben Fehler, weil er einen Friedensprozess im Nahen Osten zumindest erschwert, wenn nicht gar verhindert. Demnach müssen auf beiden(!) Seiten die politischen Parteien / Organisationen/ Politiker aktiv und passiv unterstützt werden, die sich hüben wie drüben für die Zwei – Staaten – Lösung und damit zugunsten eines Friedensprozesses engagieren. Alles andere, jenseits einer Zwei – Staaten – Lösung, konterkariert einen Friedensprozess, ist nicht realistisch und schafft auf beiden Seiten viel unnützes Leid.

Zwei Arten von Rassismus. Den gesellschaftlich legalisierten und den gesellschaftlich geächteten. Von Wolfgang Huste

Donnerstag, 29. Oktober 2020 von Huste

Wenn ich mich lustig mache über Afrikaner, wenn ich Afrikaner mit dicken, roten und wulstigen Lippen zeichne, bin ich Rassist. Wenn ich mich lustig mache über Sinti und Roma und behaupte, alle Sinti und Roma sind Diebe, bin ich Antiziganist. Wenn ich mich lustig mache über Juden, über deren Glauben, über ihren Talmud, Juden kollektiv satirisch mit einer Knollennase darstelle, bin ich Antisemit. Wenn ich mich lustig mache über Muslems und Muslimas bin ich objektiv ein gesellschaftlich und staatlicherseits legalisierter Rassist, auch, wenn das so mancher subjektiv anders sieht.

Es ist der unterdrückte, der kultivierte und kollektive Rassismus, der sich hier – scheinbar legal und gesellschaftlich und moralisch unzensiert – in Wort und Tat nicht nur zeigen darf. Man darf sich hier auch geduldet und ungestraft regelrecht austoben, ohne Gefahr zu laufen gesellschaftlich geächtet zu werden. Wir hatten das schon mal. Es führte zum Holocaust, zur staatlicherseits legalisierten, fabrikmäßigen Ermordung von Millionen von Juden. Man meint angeblich nur Islamisten. In Wirklichkeit meint man aber den Islam und alle, die sich dieser Glaubensrichtung zugehörig fühlen. Anhänger des Islam labelt man kollektiv eher negativ als positiv im Vergleich zu anderen Religionen, insbesondere zum Christentum. Man wertet sie als minderwertig und erhöht sich nebenbei dabei noch selbst über andere Kulturen und Religionen. Hier darf man sich als Herrenmensch fühlen, selbst dann, wenn man in der sozialen Hierarchie, im gesellschaftlichen Ansehen, eher auf der unteren Sprosse der gesellschaftlichen Leiter steht. Es existiert anscheinend ein gesellschaftlich und staatlicherseits legalisierter und tolerierter Rassismus und ein Rassismus, der gesellschaftlich und staatlicherseits nicht legalisiert ist, der gesellschaftlich geächtet wird. Das lässt sich sinngemäß auch auf blasphemische Karikaturen übertragen: Diese und jene Karikatur wird gesellschaftlich toleriert und  andere wiederum nicht – insbesondere dann nicht, wenn „unsere“ Religion das Thema ist. (more…)

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